Hartz IV Hungerstreiker im Krankenhaus

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Solidarität mit Berndt Pfeifer: Weg mit Hartz IV – Großes Interesse und viele Fragen zu Hartz IV

Gütersloh. Viel Interesse fand am Donnerstag die Veranstaltung vom Bund Soziales Zentrum Deutschland e. V. und dem Kreisverband DIE LINKE.GÜTERSLOH zu den Hartz-Gesetzen. Die Aktion eines Einzelnen hat das Schicksal vieler Tausend Menschen hier im Kreis Gütersloh ins Bewußtsein vieler gerückt. Berndt Pfeifer befindet sich inzwischen im Krankenhaus, er setzt seinen Hungerstreik fort.

Viele ähnliche Schicksale sind dem Bielefelder Rechtsanwalt Armin Döring bekannt. Aber er kennt auch das sogenannte „Sozialstaatsgebot“. In Artikel 20 des Grundgesetzes heißt es „die Bundesrepublik Deutschland ist ein demokratischer und sozialer Rechtsstaat.“ Außerdem sind die ARGEN wie die GT aktiv GmbH dazu verpflichtet, „die Betroffenen zu ihrem Wohle zu beraten.“ Es besteht eine Hinweis- und Beratungspflicht.

In der Realität ist davon nicht viel zu spüren. Nicht nur, dass die Gesetze schlecht gemacht sind und viele Grundsatzfragen noch ungeklärt sind. Die Auslegung besonders seitens der GT aktiv GmbH scheint eindeutig zu Lasten der Betroffenen zu erfolgen!
Krasses Beispiel ist die Übernahme der Heizkosten. Die GT aktiv GmbH übernimmt maximal 1,10 € Heizkosten je m² und Monat. Das erscheint auf den ersten Blick ausreichend, aber wer von Hartz-IV leben muss, ist viel zu Hause und muss sich oft mit einer schlecht isolierten Wohnung zufrieden geben. Die Begrenzung der Heizkosten seitens der GT aktiv GmbH ist rechtswidrig und hat zur Folge, dass im Kreis Gütersloh nur rund 82 % der Heizkosten übernommen werden. Die Konsequenz ist erschreckend: Viele Menschen haben die Wahl zwischen Hungern und Frieren.

Die Explosion der Energiepreise wird diese Entwicklung verstärken!
Weitere immer wieder strittige Punkte sind die Warmwasserkosten, die Anrechnung von Einkommen und die Kürzung der Regelsätze, wenn ALG II -Bezieher z.B. im Krankenhaus verpflegt werden. Auch die immer wieder verlangte Vorlage von Kontoauszügen ist nur in Ausnahmefällen zulässig. Nämlich nur dann, wenn ein „begründeter Verdacht“ besteht. Selbst dann dürfen Ausgaben geschwärzt werden. Jeder hat das Recht auf informelle Selbstbestimmung!

Allen, die auf Leistungen nach den Hartz IV-Gesetzen angewiesen sind, empfehlen Armin Döring und Peter Ritsche vom Bund Soziales Zentrum Deutschland e. V. deshalb, sich beraten zu lassen. Mehr als die Hälfte derjenigen, die gegen Bescheide der Argen klagen, bekommen Recht.

Aber anstatt das miserabel gemachte Gesetz zu ändern oder besser noch einzustampfen, reagieren die Behörden scheinbar mit immer mehr Sanktionen. Zugleich erschweren die Politiker den berechtigten Widerstand gegen die Hartz-Gesetze. „Karl-Josef Laumann, Minister für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen, kürzt die Mittel für die Beratungsstellen,“ so Peter Ritsche vom BsoZD e.V.. Die Anwaltsgebühr wird von 10 auf 30,- Euro erhöht und es werden Eigenleistungen bei der Prozeßkostenhilfe eingeführt.

Gerechtigkeit hat ihren Preis. Wer nicht zahlen kann, muss auf sie verzichten!

Inzwischen sind auch immer mehr MitarbeiterInnen der GT aktiv GmbH nicht mehr bereit, dieses üble Spiel auf Kosten von 17.000 Leistungsempfängern im Kreis Gütersloh mitzuspielen. Dazu kommt die unklare Lage nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichtes, das die Argen als von der Bundesagentur für Arbeit und den Kreisen getragene Arbeitsgemeinschaften für unzulässig erklärt hat. „GT aktiv laufen die Mitarbeiter weg“ schreibt deshalb die Glocke. Als Armin Döring die Hartz-Gesetze als „Lohndumpinggesetze“ bezeichnet, die die Betroffenen zu jeder zumutbaren legalen Arbeit zwingen, also auch dann, wenn sie für 3,50 € brutto je Stunde arbeiten müssen, findet er Beifall.

Zum Thema Aufschwung und sinkende Arbeitslosenzahlen verweist Peter Ritsche auf eine kleine Anfrage der FDP. Klaus Brandner, inzwischen zum Staatssekretär aufgestiegener Mitvater der Hartz-Gesetze, mußte zugeben, dass 3,2 Millionen Arbeitslose nicht in der Statistik auftauchen. Somit liegt die eigentliche Zahl der Arbeitslosen bei fast 7 Millionen! Arbeitslosigkeit ist also ein gesellschaftliches Problem und nur selten die Folge persönlichen Versagens. „Es sind auch keine „handwerklichen“ Fehler, die Herr Schröder, Herr Fischer, Herr Brandner und Herr Hartz gemacht haben. Die katastrophalen Folgen für die Menschen sind politisch gewollt. Hartz-IV dient dazu Löhne zu drücken, Arbeitszeiten zu verlängern, Leiharbeit und Hungerlöhne zu etablieren. In diesem Sinne waren die Hartz- Gesetze ein Erfolg. Zum Wohle derer, die eh schon genug haben. Die Demokratie kapituliert vor der Macht des Geldes,“ so Michael Pusch, Sprecher des Kreisverbandes DIE LINKE.GÜTERSLOH. „Auch sinkende Renten, fehlende Einnahme der Sozialversicherungen und sinkende Kaufkraft, zu Lasten von Einzelhandel und Handwerk, sind eine Folge der Hartz-Gesetze,“ so Michael Pusch weiter.

Zum Abschluss bekräftigten alle Teilnehmer ihre Solidarität mit Berndt Pfeifer. Es bestand auch Einigkeit, dass gehandelt werden muss. So wird für den 10. April um 15 Uhr zu einer Demonstration vor der GT aktiv GmbH in der Friedrich-Ebert-Strasse aufgerufen.
Das Motto: „Solidarität mit Berndt Pfeifer – Weg mit Hartz IV“. (Peter Ritsche, Bund Soziales Zentrum Deutschland e. V.- 05.04.2008)

Ist das Bürgergeld besser als Hartz IV?

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